Projekt Standortaufbau: 10 Kleingarten-Kitas in ganz Deutschland

Die Kleingarten-Kita ist ein Kindergarten und ein Hort mit 15 bis 35 Kindern pro Anlage. Die Idee steht in vollem Einklang mit den Prinzipien des Kleingartenwesens. Es handelt sich nicht um ein Ausflugskonzept, sondern um eine voll integrierte Kita im Kleingarten, eine Art Waldkindergarten im Kleingarten.

Wir möchten an 10 Standorten in Deutschland die Machbarkeit der Kleingarten-Kita konkret vor Ort prüfen, die Planung der Standorte vorantreiben und Piloten umsetzen.

Entwurf einer Laube für die Kleingarten-Kita

Von der Blaupause zur konkreten Pilotreife

Die bereits mit einer Vielzahl von Expert:innen erstellte Blaupause beantwortet alle wesentlichen baurechtlichen, vereinsrechtlichen und pädagogischen Fragen. Ein nächster Schritt ist die konkrete Umsetzung des Konzeptes vor Ort.

Über unsere bisherigen Erkenntnisse hinaus werden sich praktische Umsetzungsfragen in den einzelnen Konstellationen ergeben. Beispielsweise folgende: 

    • Welche konkreten Parzellen stehen vor Ort zur Verfügung? Wie ist deren Bodenqualität? Wie aufwändig ist die Erneuerung der Wasserversorgung? Ist ein passendes Vereinsheim vorhanden?  etc. 

    • Welche Position nimmt der Gemeinderat ein? Können wir in die Bedarfsplanung gelangen? Welche Kleingartenanlagen haben aus Sicht der Kommune Priorität? etc. 

    • Wird eine Elterninitiative gegründet, übernimmt ein bestehender Träger oder trägt der Kleingartenverein die Kita? Wie wird die Kita vor Ort geplant, finanziert und gebaut? etc. 

    • Wie hoch schätzen wir die Kosten für den Umbau eines Vereinsheimes, den Neubau von Lauben, die Geländemodulation, die Gartengestaltung, den Aufbau von Spielgeräten und die Zuwege? etc.

Eine Antwort könnte so lauten:

Die spezifische regionale Planung der baulichen Gegebenheiten der Standorte erarbeiten wir im Projekt bis LPH3. Der Entwurf wird im Rahmen einer Bauvoranfrage geprüft, um alle baugenehmigungsrelevanten Fragen verbindlich zu klären. Dieser Schritt ist notwendig um die spätere Pilotphase planen zu können. In unserer Konzeption haben wir bereits viele dieser Fragen beantworten können. Gleichwohl müssen unsere Thesen geprüft und bestätigt werden.
— Beispiel Flächennutzung

Alle diese Fragen beantworten wir also aus einem Mix an Inhalten aus der Blaupause, zusätzlicher Rechtsberatung zu Bau- und Planungsrecht, Empfehlungen von Landschaftsplaner:innen und Architekt:innen für die Parzellengestaltung sowie gemeinsam mit den Kooperationspartner:innen, also Kleingärtner:innen, Pädagog:innen, Stadträt:innen und Amtspersonen. 

Mehrwert und Innovationskraft

  • Organisierte Naturnähe durch Kombination von Haus- und Naturkita. Ganzheitlich erfahrene Realität der Jahreszeiten. Lebensweltliche Verankerung von Bildung für nachhaltige Entwicklung im Garten. Natürliches „Resilienztraining“ durch Selbstversorgung. Kinder bekommen ihren Platz, ihre Aufgaben und erleben Zugehörigkeit.

  • Bildungs- und Erziehungspartnerschaften können flexibel gestaltet werden. Ritualisierte Abläufe und vielfältige Angebote im Rahmen des Ausflugs- und Laienbetreuungskonzepts machen den generationsübergreifenden Austausch zu einem Mehrwert für Alle.

  • Die Bewirtschaftung der Kleingärten erfolgt nach ökologisch nachhaltigen Standards. Diese sind in unserem Waldgartenkonzept zum Bewirtschaften der Parzelle und im Sinne einer auf biodynamischen Prinzipien beruhenden Selbstversorgung bereits mitgedacht. Siehe auch das Positionspapier des Bundesverbandes Deutscher Gartenfreunde zu „Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung von Kleingärten“.

  • Die Blaupause liefert eine breite Palette von Anregungen für die Ausarbeitung der pädagogischen Konzepte. Mit den jeweiligen Trägern werden vor Ort themenspezifische Inhalte erarbeitet (zum Beispiel: Montessori - Mathematik in der Natur. Kirchliche Träger - Schöpfung)

  • Die Laubenkonstruktion erfolgt über nachhaltige Materialien (Holz, Lehm, Stroh etc.). Mögliche Umbauten von Vereinsheimen erfolgen zurückhaltend und in Doppelnutzung mit Vorstands- und Vereinsräumen. 

  • Eine einzige politische Willensbekundung kann zu mehreren Kleingarten-Kitas führen, weil die Mehrzahl der Flächen durch die Kommunen verwaltet werden. Die modulare Konzeption über Lauben und Waldgärten ermöglicht gleichartige Lösungen in ganz Deutschland. 

 

Pilotreife an 10 Standorten

  • In den letzten 2 Jahren haben wir das Rahmenkonzept entwickelt, welches uns Anleitung für die Planung vor Ort sein soll.

  • Unser breit aufgestelltes Netzwerk kann weitreichende Unterstützung bieten.

  • Wir bringen Zeit und die Expertise mit, die sonst mühsam vor Ort jeweils aufgebracht und gesammelt werden müsste.

  • Nicht jeder Standort muss die Kleingarten-Kita neu erfinden. Wir bündeln alle Erkenntnisse in einer zentralen Projektleitung und schaffen Synergien.

  • Wir bieten Verbänden, Vereinen, Kita-Trägern, lokalen Initiativen oder einzelnen Menschen an, die Umsetzung einer Kleingarten-Kita vor Ort gemeinsam zu realisieren.

 

Kleingarten-Kita am Beispiel des KGVs Schreber-Hauschild in Leipzig

Unsere Basis-Szenarien entwickelten wir gemeinsam mit der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig weiter. Zu diesem Zweck beschäftigten sich Studierende der Architektur im Sommersemester 2021 mit der Kleingarten-Kita. Hier dokumentiert, um Lust auf die Entwicklung der Kleingarten-Kita vor Ort zu machen.

Aufgabenstellung der Studierenden war es, Planungsunterlagen zu erstellen, in denen die derzeitige Flächenaufteilung, deren Nutzungen und Dimensionen erkennbar sind.

Auf dieser Grundlage wurde die Kleingarten-Kita von 30 Student:innen entworfen und modelliert. Dabei sollten die vorhandenen Strukturen in der Kleingartenanlage Schreber-Hausschild mit bedacht werden sowie eine Übernutzung der Flächen vermieden werden.

Insbesondere sollte auf die räumliche Neugestaltung eingegangen werden sowie die einzelnen Teilnutzungen vorhandener Strukturen in der Kleingartenanlage. Am Ende des Semesters wurden 3D-Modelle, Lagepläne und Layouts präsentiert.

Ein Klick auf die Bilder bringt Sie zu den Präsentationen der Entwürfe der Studierenden:

 

Beispiele in der Praxis: Annäherungen an die Kleingarten-Kita

Waldforscher Kindergarten - Hamburg

Unsere Kinder werden geprägt von der Welt, die sie umgibt. Die Waldforscher im Waldkindergarten wachsen in der Natur auf, in der sie sich ihre eigene Welt erfinden. Die Kinder erleben mit allen Sinnen die jahreszeitlichen Rhythmen. In einem ganzheitlichen Lernen, auf allen erdenklichen Ebenen unserer Wahrnehmung, wird Stück für Stück unsere Natur und somit das Leben verstanden.

Um etwas wertschätzen zu können, muss man einen Bezug dazu haben, eine Beziehung. Unsere schönsten Erinnerungen sind selten die lautesten, sondern eher die leiseren, natürlichen Dinge im Leben, die uns im Gedächtnis bleiben.

Durch Beobachten von alltäglichen Naturerscheinungen entstehen Fragen bei den Kindern. Durch die Fragen der Kinder entstehen Themen, die unsere Pädagog:innen zu Aktionen, Angeboten und Projekten werden lassen.

Bezug zum Konzept der Kleingarten-Kita:

  • Die beiden Waldforscher-Gruppen an der Schmiedekoppel sind Teil des Kleingartenvereins und grenzen gleichzeitig direkt an den Wald des Niendorfer Geheges - eine Spiel-, Abenteuer-, und Erlebniswelt.

  • Die Gruppen nutzen eine Parzelle der Kleingarten-Anlage als ihren Sitz. Auf der Parzelle wird gewerkelt, angepflanzt, geerntet, verarbeitet und gegessen.

  • Allerdings ist die Parzelle nicht mit einer Basisparzelle im Sinne der Kleingarten-Kita zu vergleichen. Die Integration der Kinder erfolgt punktuell. Hier würde das Konzept der Kleingarten-Kita eine strategische Einbindung über ein ritualisiertes Ausflugskonzept auf Parzellen anderer Pächter:innen vorschlagen. 

  • Die Gruppen verbringen einen Teil der Zeit auf der Parzelle und einen anderen Teil der Zeit im Niendorfer-Gehege.

 

Naturpädagogische Gruppe - Lüneburg

Die Idee einer Naturgruppe für die Evangelische Kindertagesstätte Brandheider Weg existiert als Konzeptpapier, konnte allerdings wegen administrativer Hürden bis heute nicht umgesetzt werden.

Natur ist dem Konzept der dortigen Einrichtung nach eine spannende Welt, in der Kinder viel erleben und Gottes Schöpfung ausgiebig erforschen und entdecken können. So bietet eine Naturgruppe auch viele Anknüpfungspunkte für die religionspädagogische Arbeit mit den Kindern. Zurzeit gibt es in Lüneburg leider keine Wald- oder Naturkindergartengruppe mit evangelischer Ausrichtung und im Stadtteil rund um den Brandheider Weg gar keine Naturgruppe.

So entstand die Idee, eine solche Gruppe auf einem Grundstück des Kleingartenvereins Moorfeld, angegliedert an die Ev. Kindertagesstätte Brandheider Weg, zu gründen. Zusätzlich zu den Vorzügen, die eine Naturgruppe ohnehin mit sich bringt, hat sie außerdem den Vorteil, dass die Kita um eine Gruppe erweitert werden kann, ohne dass ein Anbau nötig ist.

Die Naturgruppe wäre dann an die Ev. Kita Brandheider Weg angegliedert, aber räumlich getrennt und würde sich aufgrund ihrer Eigenheiten auch konzeptionell etwas von den anderen Gruppen der Kita unterscheiden. Zum Beispiel spielen dort die Themen Wahrnehmung der Natur als Schöpfung Gottes mit allen Sinnen, Bewegung und Motorik, kreatives Freispiel ohne klassischem Spielzeug sowie Umgang mit Lebensmitteln und Nachhaltigkeit eine starke Rolle.

Bezug zum Konzept der Kleingarten-Kita:

Die Idee entspricht Szenario 3 unseres Konzeptes, also eine separate Gruppe in der Kleingarten-Anlage, angeschlossen an eine benachbarte Kita.

 

Integrative Kindertagesstätte Naturwichtel - Leipzig

Die integrative Kindertagesstätte mit Naturprofil wurde im November 2021 eröffnet. 120 Kindergartenplätze und 60 Krippenplätze stehen zur Verfügung. Sie ist als Lehr- und Konsultations-Kita konzipiert und kooperiert mit dem anliegenden Schreberverein.

Die Naturwichtel setzen ihren konzeptionellen Schwerpunkt auf ein Naturprofil und die gelebte Nachhaltigkeit. Das Konzept der Naturverbundenheit und Nachhaltigkeit findet sich in der Kooperation mit dem anliegenden Schreberverein „Ostvorstadt“ e.V. wieder. Das ca. 1.833 m² große Außengelände wird naturnah gestaltet mit Bäumen, Sträuchern, Wiesen sowie einem Erdhügel mit Rutsche, Weidenhäusern und einer Balancierstrecke.

Zum Außengelände schließt sich für „Die Naturwichtel“ eine separate Außenspielfläche an, die als „Schulgarten“ mit einem Bauwagen, Beeten und Naschobst angelegt werden soll. Die Einrichtung fungiert als Lehr- und Konsultationsort für Auszubildende pädagogische Fachkräfte, u.a. in Kooperation mit der nahe gelegenen Johanniter Akademie.

Bezug zum Konzept der Kleingarten-Kita:

Das ehemalige Vereinsheim wurde rechtlich aus der Vereinsanlage herausgelöst, und als separate Kita umgewandelt. Um eine möglichst optimale Nutzung des Sozialraums Kleingartenanlage zu erreichen, schlagen wir für die Umsetzung des Konzeptes maximal eine Doppelnutzung eines Vereinshauses vor. Vielerorts ist die ausschließliche Nutzung eines Vereinsheimes nicht oder nur teilweise möglich. Wir wollen außerdem feste Gruppen in die Abläufe in einer Kleingartenanlage integrieren. Deshalb ist es unser Ansatz die Kinder direkt in die Kleingartenanlage auf eine Parzelle zu bringen.

Gleichwohl ist das naturnahe Konzept zeitgemäß und vorbildhaft. Wir sehen in der Kleingarten-Kita andere Potentiale, die aber die vorliegende gute Lösung nicht schmälern soll.

 

Die Waldmäuse - Lübeck

Der Waldkindergarten liegt im Naturschutzgebiet Schellbruch in Lübeck-Israelsdorf – direkt vor den Toren Lübecks.

Vom morgendlichen Treffpunkt aus im Kleingartengelände Tilgenkrug startet die Gruppe in das angrenzende Gelände mit Wald, Wasser und Wiesen, um zu toben, spielen, klettern, schnitzen, experimentieren und vieles mehr.

Es gibt eine Elementargruppe von 3 bis 6 Jahren und eine altersgemischte Gruppe von 2 bis 6 Jahren. Sie werden von Erzieher:innen betreut. Die Öffnungszeiten sind von montags bis freitags in der Zeit von 7:30 bis 15:30 Uhr. Der Waldkindergarten wurde 2005 unter der Trägerschaft der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Kreisverband Lübeck e.V. gegründet.

Bezug zum Konzept der Kleingarten-Kita:

Das Konzept entspricht einem Waldkindergarten. In den Alltag sind einzelne Projekte mit dem Kleingartenverein eigestreut. Die überwiegende Zeit verbringen die Gruppen im Wald.

Unserer Meinung nach ist eine institutionelle Verzahnung der Kita mit der gesamten Kleingarten-Anlage für alle von großem Mehrwert. Wir führen das Beispiel auf, weil erste Ansätze vorhanden sind und eine Erweiterung des Konzeptes zur Kleingarten-Kita umsetzbar wäre.

 

Kinderhaus St. Stephan - Bamberg

Kinder sind in der Kindertagesstätte vielen Reizen ausgesetzt. Der Lärmpegel in der Kita mit 55 Kindern stellt eine ständige Reizüberflutung für das kindliche Ohr dar. Geräusche werden empfangen, gefiltert und verarbeitet. Im täglichen Miteinander werden hohe soziale und emotionale Anforderungen an die Kinder gestellt. Der Schrebergarten bietet als Ruhezone einen Erholungs- und Entspannungsraum.

Den Schrebergarten besuchen maximal fünf Kinder und eine Erzieherin. Eine dadurch mögliche Vertiefung der Beziehung untereinander stabilisiert die Kinder und gibt Sicherheit. Eine kleine Gruppe ist ebenfalls die Voraussetzung für intensivere Lernerfahrungen.

Die Einbindung in ein soziales Netzwerk, wie es im Kleingartenverein Sendelbach vorhanden ist, eröffnet für die Kinder soziale Erfahrungen in einem anderen Kontext.

Vom Kleingartenverein Sendelbach Bamberg pachtete das Diakonische Werk Bamberg-Forchheim e.V. für die Kindertagesstätte St. Stephan einen Kleingarten. Alle Anlagen des Vereins stehen uns dadurch zur Verfügung, wie z.B. der große Spielplatz oder die Toilettenanlage. Diese befindet sich in unmittelbarer Nähe des Gartens. Die Vereinsgaststätte ist für Feste und Feiern nutzbar.

Bezug zum Konzept der Kleingarten-Kita:

Das Konzept sieht Ausflüge von Kindern auf die Parzelle mit wechselnden Gruppen im Kleingarten vor. 

Aus unserer Sicht bietet die Integration fester Gruppen im Rahmen des 3. Szenarios unseres Konzeptes in die Kleingartenanlage ein großes Potenzial. Erst wenn der Umgang mit der Natur im Garten zu einem täglichen Ritual wird, können die Kinder vollständig in die Lebenswelt Kleingarten eintauchen. Die Perspektive einer Entlastung und der Sicherstellung von Ruhephasen für alle Kinder ist oftmals Grund für die Entscheidung wechselnde Gruppen den Kleingarten nutzen zu lassen. Diese Entscheidung ist verständlich. 

Im Konzept tauchen Hinweise auf den Sozialraum Kleingartenanlage auf. Wir wollen diesen über unser exemplarisch beschriebenes Ausflugskonzept nutzen. Für uns ein entscheidender Aspekt. 

 

Weitere Beispiele