Think Tank für Zusammenhalt

Zielsetzung

Unser Projekt zielt darauf ab, Jugendliche in Zusammenarbeit mit Medienschaffenden und zivilgesellschaftlichen Akteuren zu befähigen, polarisierende Konflikte wie den Krieg in Gaza konstruktiv zu besprechen. Der Fokus liegt darauf, die Bedeutung von Emotionen im Konflikt und die mediale Berichterstattung zu beleuchten. Ziel ist es, den Jugendlichen Werkzeuge an die Hand zu geben, um solche Themen differenziert zu diskutieren und Empathie zu stärken. Beteiligte Erwachsene sollen aus dem Austausch mit Jugendlichen und der gemeinsamen Lösungssuche für konstruktive Kommunikation Impulse für ihre Arbeit in Medienbereich und Zivilgesellschaft mitnehmen.

Bisher erreichte Meilensteine 1. Halbjahr / 2024

Aktualisierung der Bedürfnisanalyse an Schulen

Nach Gesprächen mit Lehrkräften ist das Projekt aktuellen Bedürfnissen und Herausforderungen in den Schulen angepasst worden. Insbesondere hat sich dabei herausgestellt, dass die Aufarbeitung der Emotionen, die im Mediendiskurs eine Rolle spielen, mit Jugendlichen Fokus werden sollte (geplant war zunächst, vor allem mit Lehrkräften zu arbeiten). Dem entsprechen wir mit Workshops, in denen wir mit Jugendlichen zunächst gemeinsam eine individuelle Problemanalyse machen: Wie wird der Krieg von unterschiedlichen Meinungslagern dargestellt? Welche Sichtweisen schließen sich aus? Warum ist wer wovon verletzt? Welche Rolle spielen Medien und welche Medienkritik gibt es? Jugendliche reflektieren dabei auch ihre eigenen Gefühle, eigene Kommunikation. Aufbauend darauf werden drei Gesprächsrunden mit je zwei Schulen und Menschen aus Medien und Zivilgesellschaft stattfinden, bei denen es um Lösungen geht: Wie kann die Gesellschaft besser zu emotionalen Konflikten kommunizieren?

Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit

Beim Meetup „Gute Kräfte Berlin“ wurde das Projekt erfolgreich vorgestellt. Wir haben wertvolles Feedback von anderen Teilnehmenden erhalten. Ebenso gelang es in der ersten Projektphase, wichtige Kooperationen anzustoßen, die nun in Entwicklung sind. Unter anderem mit:

  • Verband für sozial-kulturelle Arbeit e.V. – Bundesverband: Eine Zusammenarbeit mit diesem Verband ist in Aussicht, was eine stadtweite, eventuell sogar überregionale Sichtbarkeit ermöglichen könnte.

  • Morus e.V.: Ein prominentes Jugendprojekt in Neukölln, das den Austausch zwischen Juden und Arabern fördert, hat Interesse an einer Zusammenarbeit (Shalom Rollberg).

  • taz Panter Stiftung: Die Stiftung möchte das Projekt mit ihrem Journalismus-Netzwerk unterstützen, um die Reichweite und den Impact unseres Projekts zu erhöhen oder Teilnehmende für die Gesprächsveranstaltungen zu vermitteln.

Organisation mit Schulen

Die Akquise der final teilnehmenden Schulen wurde abgeschlossen. Die Rückmeldung: Das Projekt wird als sehr relevant und wertvoll wahrgenommen. Es nehmen Klassen teil, die parallel tiefergehend ins Thema „Naher Osten“ einsteigen, was eine besondere Nachhaltigkeit für die Jugendlichen verspricht. Erste Organisationsgespräche mit Lehrkräften wurden geführt, um die konkrete Terminplanung ab Herbst vorzubereiten. Ebenso wurden erste Arbeitsmaterialien und Themenempfehlungen zum Nahost-Konflikt aus der Buzzard-App erstellt und an die Schulen verschickt.

Bisher erreichte Meilensteine 2. Halbjahr / 2024

Inhaltliche Planung und Formatentwicklung

  • Die Koordination mit den Schulen ist nahezu abgeschlossen. Zwei Experimente werden umgesetzt: An der Schule an der Haveldüne arbeiten Jugendliche aus der 8. Klasse, um als Mediator:innen in ihren Klassen zu wirken. Am Campus Rütli nimmt der Kurs "Glaube und Zweifel" teil, um Expert:innen für den Nahost-Konflikt zu werden, im herausfordernden Umfeld von Neukölln.

  • Das Workshopkonzept wurde entwickelt und startet ab November. Inhalte umfassen die Analyse von Medienbeispielen, die Darstellung des Kriegs in deutschen Medien, sowie Diskussionen über Fake News, Einseitigkeit und emotionale Belastungen. Ein Schwerpunkt liegt auf den Auswirkungen dieser Themen auf Jugendliche und die Gesellschaft und der Frage, was sich ändern muss. Dazu gab es erste Brainstormings zu Ablauf und Konzept der Gesprächsrunden.

  • Die Kooperationen mit Morus e.V. (Projekt „Shalom Rollberg/Israelis treffen arabische Jugendliche) und dem Verband für sozial-kulturelle Arbeit (Nachbarschaftshäuser) sind nahezu sicher. Vertreter:innen dieser Initiativen sollen an Diskussionsrunden teilnehmen, um Jugendlichen Absprungpunkte in verstetigte Programme zu bieten.

  • Mit der Buzzard-Redaktion wurde ein Debattenbeitrag zur Frage „Sind Medien immer der Wahrheit verpflichtet?“ konzipiert. Diese ist eine Grundlage für die Gesprächsrunden. Dabei wird es um zentrale Fragen gehen wie: Gibt es in diesem Konflikt die eine Wahrheit? Auf welche gemeinsamen Werte können wir uns einigen?

  • Die Medienpädagogin im Team entwickelt Arbeitsmaterial zu einer weiterführenden Fragestellung im Konflikt, das die Schulen zur Vertiefung des Themas nutzen können. 

Workshops

Im Rahmen des Projekts wurde ein Workshop konzipiert, der sich mit dem deutschen (Medien-)Diskurs zum Gaza-Krieg auseinandersetzt. Der Workshop wurde an vier Schulen mit Jugendlichen der 8. und 9. Klasse im Alter von 14 bis 16 Jahren durchgeführt. Ziel des Workshops war es, zentrale Probleme und Herausforderungen zu thematisieren, darunter die Frage, wie der Krieg Menschen in Deutschland spaltet, warum es schwierig ist, sich neutral zu informieren, und welche Erfahrungen Israelis und Palästinenser:innen in Deutschland aktuell machen. Die Workshop dienten als didaktische Grundlage für die geplanten Talks zwischen Schulen und Vertreter:innen der Zivilgesellschaft.

Erste Ergebnisse – das sehen die Jugendlichen als Probleme:

  • Fundamentale Meinungsverschiedenheiten zwischen den Meinungslagern (Wem gehört das Land? Wer ist das Opfer?/Wer verteidigt sich?)

  • Meinungen anderer werden schnell verurteilt

  • Informationen sind teils einseitig (deutsche Medien), bzw. informieren sich Menschen bewusst einseitig, weil sie Konfrontation mit Andersdenkenden meiden (soziale Medien)

  • Es ist sehr leicht, Gefühle anderer zu verletzten

  • Kriegsparteien kämpfen auch um die Öffentlichkeit – Propaganda und Beeinflussung

  • Menschenrechte spielen in der Debatte eine zu kleine Rolle, dabei könnten sie der gemeinsame Nenner aller sein

  • Menschen haben Angst um ihre Familien, vor der Ausweitung des Krieges und um die eigene Sicherheit, denn die Gewalt nimmt auch in Deutschland zu

  • Menschen mit Familie im Kriegsgebiet stehen unter Dauerbelastung und müssen trotzdem alle anderen Probleme aushalten (z.B. Hetze von der „Gegenseite“, Angst oder einseitige Medienberichte)

Kooperation

Die Kooperation mit dem Verband Soziokultur in Berlin hat sich als tragfähig erwiesen: In enger Zusammenarbeit wurden über den Verteiler des Verbands Nachbarschaftshäuser aus der ganzen Stadt zur Teilnahme eingeladen. Aus vier Bezirken werden Gäste beim anstehenden Talk-Format dabei sein und als Multiplikatoren die Ergebnisse des Austausches in ihre Häuser tragen. In persönlichen Gesprächen haben die Beteiligten bereits von der großen Rolle des Themas Nahost-Konflikt in der Nachbarschaftsarbeit berichtet. Zudem wurden sie auf das Programm vorbereitet.