QuartierPflege Modellprojekt Halle an der Saale

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In einem ausgewählten Kleinquartier von ca. 1.500 Bewohner:innen diskutierten und entwickelten wir ab August 2019 die Rahmenbedingungen für ein gesteuertes und angeleitetes Nachbarschaftsnetzwerk. Das Quartier im Rosengarten der Bau- und Wohnungsgenossenschaft Halle-Merseburg e.G. war dafür besonders geeignet, weil es mit 1.000 Wohneinheiten, seiner nahbaren Struktur sowie einer Begegnungsstätte gute Voraussetzungen bot, um mit Hilfe der Genossenschaftsverwaltung im Wohnquartier die Bedingungen hauswirtschaftlicher Unterstützung, Fürsorge und Grundpflege zu besprechen.

Monatliche Diskussionsveranstaltungen waren der Kern des Projektes. Wir diskutierten mit den Bewohner:innen des Quartiers wie ihre Nachbarschaftshilfe aussehen soll und wie wir die Nachbarschaft über stabile Rahmenbedingungen so mobilisieren können, dass aus punktueller Selbsthilfe eine Grundversorgung wird.

Titel: Besucher:innen ©thebuzzard
Titel: Zuhörer:innen im Quartier ©thebuzzard
Titel: Besucher:innen ©thebuzzard

Die Diskussionen liefen über einen Zeitraum von 15 Monaten. Jede einzelne Diskussionsrunde wurde über Dossiers, Kommentare und Expert:innenbeiträge vorab wie im Anschluss aufbereitet, so dass einzelne Veranstaltungen zu einem mehrspurigen Prozess wurden.

Unsere Expert:innen kamen aus ganz unterschiedlichen Fachgebieten: Bereichsleiterin einer Krankenkasse, ein Architekt, ein Geschäftsführer eines Pflegedienstes, Leiterin eines Pflegenetzwerkes, Wissenschaftler:innen der Pflegewissenschaften sowie eine langjährige Genossenschaftsberaterin.

Titel: Podiumsteilnehmer:innen ©thebuzzard

Podiumsteilnehmer:innen

Titel: Frau Regina Schulze, AOK ©thebuzzard

Frau Regina Schulze, AOK

Titel: Elke Härtig ©thebuzzard

Elke Härtig

Nicht nur Anwesende, sondern alle Bewohner:innen im Quartier wurden in den Modellentwurf mit einbezogen. Durch den anhaltenden Dialog konnte konkretes Feedback oder ein nachträglicher Vorschlag über einen längeren Zeitraum diskutiert und geklärt werden, um dann in die Entwicklung des Pflegemodells einzufließen. Die Öffentlichkeitsarbeit realisierten wir über Hausbesuche, monatliche Flyer, Emails und soziale Medien sowie Video- und Podcast-Aufnahmen.

Bis Ende Mai 2020 wurde das Modell mit der Genossenschaftsverwaltung und den Mitgliedern abgestimmt. Entstanden sind stabile Rahmenbedingungen für Nachbar:innen und Pflegebedürftige, die auf den Bedürfnissen vor Ort aufsetzen und eine pflegerische Grundversorgung in Haushalt, Fürsorge und Pflege sicherstellen können.

Wir dokumentierten die Veranstaltungen in Bildern, Podcastfolgen und Video-Interviews. Über begleitende Artikel kontrastierten wir die Ergebnisse zum bestehenden Pflegesystem in Deutschland.

Die Entstehung der QuartierPflege kann auf dieser Seite daher in Ton, Bild und Schrift nachvollzogen werden.

Entstandene Rahmenbedingungen

Titel: QuartierKantine

QuartierKantine – Skizze zu den kleinräumlichen baulichen Anpassungen

  • Quartierbezug mit 1.500 Bewohner:innen

  • Fall-Management für 75 bis 100 Pflegebedürftige

  • Tätigkeitsbezogenes modulares Schulungskonzept

  • Fürsorge, Hauswirtschaft und Grundpflege als Leistungsspektrum

  • Engagement in Ehrenamt, Teilzeit und Vollzeit

  • Passgenaue Angebote für alle Generationen

  • Kleinräumliche bauliche Anpassungen

  • Strategische Kooperationen im Quartier

  • Finanzierung aus Mitteln der Pflegeversicherung

  • Digitalisierung als Koordinationswerkzeug

Informationen zu dem aktuellen Stand und zur konkreten Umsetzung dieser Rahmenbedingungen finden Sie in der Modellübersicht zur QuartierPflege.

Analyse bestehender Ansätze

Über dieses Modellprojekt haben wir außerdem eine umfassende Analyse zu bestehenden Ansätzen durchgeführt. Gute Ideen haben wir übernommen, weniger hilfreiche Ideen zur Abgrenzung und Weiterentwicklung genutzt und daraus ein Gesamtmodell erstellt.

Hierzu ein paar Beispiele:

  • Buurtzorg/Gemeindeschwestern: Wir ermutigen nicht nur professionelle Kräfte, aktiv über die Einbindung der Nachbarschaft nachzudenken. Unser Schwerpunkt liegt bewusst auf der strategischen, bezahlten Einbeziehung der Nachbarschaft in die Pflege.

  • Engagement: Ehrenamt und Pflege sind nicht direkt kompatibel. Ein Ehrenamt bleibt unverbindlich, während die Pflege Verlässlichkeit benötigt. Wir bauen Brücken vom Ehrenamt über lockeren Freiberuf oder Minijob von zwei bis zehn Stunden pro Woche bis hin zu Teil- und Vollzeit. Die Nachbar:innen werden in einer quartierbezogenen Trägergesellschaft angestellt, damit alle örtlichen Pflegedienste partizipieren können.

  • Seniorengenossenschaften funktionieren in der Praxis meist nicht, weil nur innerhalb einer Generation gedacht wird. Wir bauen konkrete Austauschrelationen auf und setzen Anreize für alle Generationen.

  • Freiwilligenmanagement: Unser Schulungskonzept ist extrem niedrigschwellig. Schon nach einer 1,5-stündigen Schulung kann die geschulte Person im entsprechenden Bereich aktiv werden, z.B. Einkaufen. Möchte die Person eine weitere Tätigkeit übernehmen, kommt eine passende Schulungseinheit hinzu.

Wir dokumentierten in Zusammenarbeit mit dem Journalismus-Startup Buzzard die Veranstaltungen in Bild, Podcast und Video. Über begleitende Artikel kontrastierten wir in unserem Blog die Ergebnisse zum bestehenden Pflegesystem in Deutschland.

Die Entstehung der QuartierPflege kann auf dieser Seite daher in Ton, Bild und Schrift nachvollzogen werden.

Interviews mit Beteiligten und Interessierten

 

Podcastfolgen zum Modellprojekt

 

QuartierPflege Blog

 
 
 

Das Modellprojekt wurde gefördert von der Heidehof Stiftung.